Marketing Ideen erfordern Mut

Mutiges Marketing – mit dem Rad durch Paris

Marketing Ideen erfordern Mut und einen breiten Einsatz. Seit kurzem kann es sich jeder leisten mit dem Rad durch Paris zu fahren. Möglich machen dies etwa 24.000 Selbstbedienungsfahrräder. Das Pariser Projekt hört auf den Namen Velib.

Die Zahlen von Velib, einem riesigen Kraftakt zwischen Politik und Marketing, sprechen für sich: 24.000 Leih- oder Selbstbedienungsfahrräder, alle 300 Meter eine Fahrrad-Ausleihstation und die ersten 30 Minuten Radfahren in Paris kosten nichts.

Mit dem Fahrrad durch Paris? Ulrich Wickert machte es zu Fuß bei laufender Kamera vor. Der spätere Mister Tagesthemen war Auslandskorrespondent in Paris und wollte die Eigenarten des Pariser Autoverkehrs demonstrieren. Ohne einen Blick in Richtung des anrollenden Verkehrs überquerte der Journalist 1995 den Place de la Concorde, mitten in diesem Verkehrs-Molloch. Die Moral von der Geschichte: Der Verkehr ist dicht und scheint chaotisch, wer aber seine Regeln versteht, kommt relativ gut zurecht. Was aber für Fußgänger gilt, muss nicht automatisch für Radfahrer in Paris gelten. Oder doch?

Aus der gleichen Zeit stammt die Meldung, dass die Pariser Polizei junge Radtouristen in ihr Auto lädt, ihnen die sterblichen Überreste junger Menschen mit der Erklärung zeigt, dass sie auch versucht hätten, Paris auf dem Rad zu durchqueren.

Wenige Jahre vor Ulrich Wickert erlebt der Autor Paris mit dem Rad. Radtouristen oder Radfahrer überhaupt, sind in der 90er Jahren in Paris eine echte Seltenheit. Der Verkehr ist mit der Kühnheit eines Ulrich Wickert durchaus zu meistern. Der Pariser Autofahrer kennt keine Ampelfarben und orientiert sich eher nicht an den Verkehrszeichen. Sie verstehen die Pariser eher als Angebot den als Gebot. Trotz allem reagieren sie – fast immer – auf natürliche Gegebenheiten. Wer das verinnerlicht hat, kommt auch mit dem Fahrrad durch Paris.

Marketing Ideen erfordern Mut

Marketing Ideen erfordern Mut

2007 ist das Geburtsjahr von Velib. Die rotgrüne Stadtregierung an der Seine beschließt das Projekt ins Leben zu rufen. Fast 12 Millionen Einwohner in der Metropolregion und das Automobil können nicht die Zukunft von Paris sein. „Velib“ ein Kunstwort aus Vélo und Liberté, Fahrrad und Freiheit sind Programm. Heute ist das Konzept ein Erfolg, auch wenn es noch keine wissenschaftlichen Erhebungen gibt.

Aber nur das Verlangen nach Freiheit reicht als Erklärung für diesen Erfolg der Fahrräder in Paris nicht aus. Ein breites Marketing und Mut gehören genauso dazu, wie der Entschluss das Projekt Velib zu finanzieren. Inzwischen stehen 24.000 Fahrräder bereit. Vandalismus und Diebstähle führen dazu, dass etwa die doppelte Zahl dieser Räder – jedes etwa tausend Euro teuer – angeschafft werden mussten.

Tausende von Parkplätze wurden zurück gebaut. Über 370 Kilometer Radwege geschaffen, Busspuren für den Radverkehr freigegeben. Das bedeutet im Gegenzug, dass auf 370 Straßenkilometer der Raum für das Automobil verkleinert wurde. In jedem Fall sind das 370 Kilometer und Parkraum, die sich in einer so dicht besiedelten Metropole wie Paris nicht schmerzlos durchsetzen lassen.

Praxistipp: Wer die Räder testen möchte, sollte möglichst alle seine Bank- und Kreditkarten ausprobieren. Auch wenn ausdrücklich Kreditkarten verlangt werden, funktionieren leider nicht alle an den Automaten. Ein Velib-Büro gibt es nicht.

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